Das Tessin – Die Sonnenseite der Schweiz

Lago Maggiore

Das Tessin ist der einzige Schweizer Kanton, der vollständig auf der Alpensüdseite liegt. Der Kanton ist geprägt von Gegensätzen und Kontrasten. Hier findet man schneebedeckte Gipfel, karge, wildromantische Täler und liebliche Seenlandschaften mit üppiger Vegetation. Südländischer Charme verbindet sich angenehm mit Schweizer Gründlichkeit, die Tessiner Gastfreundschaft ist sprichwörtlich. Lebendige Städte findet man hier ebenso wie die Einsamkeit ursprünglicher Natur. Die beispiellose Vielfalt dieser Landschaft macht das Tessin zu einem Urlaubsparadies für jedermann. Die Abschirmung gegen Norden durch den Alpenhauptkamm sorgt zudem im südlichen Tessin für ein mildes Klima und zahllose Sonnenstunden.

Feriengäste können das Land auf ungezählten Wanderwegen erkunden. Sie führen auf aussichtsreiche Höhen, durch schattige Kastanienwälder, an zauberhaften Seen entlang und durch romantische Dörfer mit sehenswerten alten Kirchen. Oft lässt sich der Aufstieg in die Berglandschaft durch Seilbahnen angenehm verkürzen. Nach erlebnisreicher Wanderung empfiehlt sich die Einkehr in eines der typischen Tessiner Grotti, rustikale Lokale, in denen Tessiner Spezialitäten angeboten werden.

Centovalli-Bahn

Die Sonnenseite der Schweiz

Der Kanton erstreckt sich über ca. 100 km in nord-südlicher Richtung und macht sieben Prozent der Gesamtfläche der Schweiz aus. Im Norden bilden das Gotthardmassiv, im Süden und Westen Italien und im Osten der Kanton Graubünden die Grenzen des Kantons.

Die Anreise von Norden erfolgt auch heute noch oft über die traditionelle Gotthardroute mit Auto (Schweizer Autobahnvignette nicht vergessen!) oder Bahn. Weitere Zugangswege von Norden sind der Nufenen-, der Lukmanier- und der Bernardinopass.

Flugreisende wählen die Ankunft über den Mailänder Flughafen Malpensa, der eine Autostunde von Lugano entfernt ist. Einige Fluggesellschaften landen auch auf dem kleineren Flughafen Lugano-Agno. Touristen erhalten in den Fremdenverkehrsbüros Tessiner Urlaubspässe mit vielen Vergünstigungen.

Castelgrande (Bellinzona)

Landschaften und Regionen im Tessin

Das Tessin unterteilt sich in zwei landschaftlich sehr unterschiedliche Hauptregionen, deren Grenze der südlich der Magadinoebene liegende Monte Ceneri ist.

Der nördliche Teil wird als Sopraceneri bezeichnet. Er umfasst vier Fünftel des Kantons, erstreckt sich vom Gotthard bis zum Lago Maggiore und wird vom Fluss Tessin und seinen Nebenflüssen gegliedert. In der vorwiegend schroffen alpinen Landschaft findet man neben Weideflächen hauptsächlich Nadelwälder. Wildtiere trifft man bedingt durch das oft undurchdringliche Dickicht selten an. Die Gebirgsflüsse und -seen sind sehr fischreich. Hier liegen die Regionen der Leventina, das Bleniotal, Biasca und Riviera, Bellinzona, das Maggia- und das Verzascatal, Gambarogno und der Lago Maggiore.

Die Leventina senkt sich in Terrassen vom Gotthardpass bis nach Biasca am Zusammenfluss von Tessin und Brenno. Wer diese Nord-Süd-Route nicht nur durcheilt, findet beidseits des Tal fantastische Berglandschaften und pittoreske Dörfer mit bedeutenden Kunstdenkmälern. Das sonnige Bleniotal führt vom Lukmanierpass längs des Flusses Brenno vorbei an malerischen Dörfern nach Biasca. Biasca ist der Hauptort der Riviera, dem unteren Tessintal, das sich bis Osogna erstreckt. Die zahlreichen Quertäler bieten hervorragende Wandermöglichkeiten.

Die von drei Burgen überragte Kantonshauptstadt Bellinzona ist der Verkehrsknotenpunkt des Tessins und reich an Sehenswürdigkeiten. Das Maggiatal ist ein verzweigtes Bergtal, das von karger, wilder Landschaft und alten, kleinen Dörfern mit plattengedeckten Steinhäusern geprägt ist. Das rauhe Verzascatal, das sich von den hohen Tessiner Bergen bis zum Lago Maggiore erstreckt, ist durch seine zahlreichen Wanderwege ein bevorzugtes Ausflugsziel.

Valle Maggia

Der berühmte Lago Maggiore weist bereits submediterranes Klima auf. Der Schweizer Teil mit den großen traditionellen Kurorten Ascona und Locarno ist wegen der Naturvielfalt und seiner Kulturdenkmäler bei Touristen sehr beliebt.

Im südlichen Teil Sottoceneri findet man eine vielseitige Pflanzenwelt. Im Seengebiet lässt das milde Klima eine üppige südliche Vegetation gedeihen. Hier finden sich die Regionen Lugano, das Malcantone und Mendrisiotto.

Lugano, die größte Stadt im Tessin, ist eine lebendige Ortschaft mit zahlreichen Einkaufsmöglichkeiten. Die prächtige Umgebung mit der Hügellandschaft nördlich der Stadt und der zauberhafte See ziehen neben den vielfältigen Sehenswürdigkeiten und Kunstschätzen zahlreiche Touristen an.

Die Hügellandschaft des Malcantone zwischen Luganersee und Lago Maggiore ist mit seinen ausgedehnten Kastanienwäldern und ursprünglichen Dörfern ein Wanderparadies. Das Mendrisiotto, die südlichste Region des Kantons, ist eine abwechslungsreiche Landschaft mit bewaldeten Hügeln und ausgedehnten Anbauflächen im Tal.

Monte Bre

Blick ins Geschichtsbuch

Erste Besiedlungen im Bereich der Seeufer fanden um das Jahr 1000 v. Chr. statt. Die Römer errichten im zweiten Jh. V. Chr. eine Kolonie mit Locarno im Zentrum. Spuren der Römer sind vor allem bei den Verkehrswegen noch erkennbar. Nach wechselvollen Eroberungen durch verschiedene Stämme gehörte das Gebiet vom 6.-8. Jahrhundert zum langobardischen Königreich (Lombardei).

Nach einer Zeit der Zugehörigkeit zum Reich Karls des Großen war das Gebiet im Mittelalter durch seine große strategische Bedeutung als Kreuzungspunkt Zankapfel zwischen den mächtigen Bistümern in Como und Mailand. Nach dem Ausbau der Nord-Süd-Verbindung über den Gotthard geriet das Tessin im 15. Jahrhundert unter heftigen Auseinandersetzungen zunehmend in den Einflussbereich der Schweizer Eidgenossenschaft. Bis Ende des 18. Jahrhunderts regierten nun die Landvögte das Tessin.

Durch die Umwälzungen der Französischen Revolution und die Neuregelung der Gebiete durch Napoleons Mediationsakte wurde das Tessin gleichberechtigter Schweizer Kanton mit Bellinzona als Hauptstadt. In den abgelegenen Tälern des Kantons herrschte bittere Armut, die im 19. Jahrhundert zu einer Auswanderungswelle führte. Erst der Bau der Gotthardstraße und der Gotthard-Eisenbahnlinie brachte wirtschaftlichen Aufschwung.

Seit Beginn des 20. Jahrhunderts haben Touristen die Schönheit des Tessins entdeckt. Die touristische Infrastruktur wurde kontinuierlich ausgebaut. Das Angebot an Unterkünften reicht heute vom großen Luxushotel bis zum ursprünglichen Tessiner Ferienhaus.

Naturpark Breggia

Kultur und Brauchtum im Tessin

Im Tessin ist Italienisch die Amtssprache, viele Tessiner sprechen aber auch Deutsch. Über 90 Prozent der Tessiner sind römisch-katholisch. Durch das Zusammentreffen der Schweizer Mentalität mit italienischer Lebenskunst ist eine einzigartige kulturelle Vielfalt entstanden. Dies drückt sich in den zahlreichen Festivals aus, die das ganze Jahr über veranstaltet werden. Vor allem Musikfestivals mit Open-Air-Konzerten und das berühmte Filmfestival von Locarno ziehen viele Besucher an. Historische Festspiele, die Karnevalszeit, kirchliche Feiertage und die Kastanien- und Weinfeste im Herbst haben eine lange Tradition.

Im Tessin hat es im Lauf der Jahrhunderte viele Künstler und Baumeister gegeben, die im Ausland und auch in der Heimat bedeutende Werke schufen, deren Spuren man im ganzen Gebiet finden kann. Fast jeder Ort hat eine romanische Kirche mit prächtig ausgestatteten Innenräumen. Vor allem im 19. und 20. Jahrhundert bereisten viele Künstler das Tessin, angezogen vom milden Klima und der südlichen Landschaft. Es entstanden ganze Künstlerkolonien wie zum Beispiel auf dem Monte Verità bei Ascona. Viele ihrer Werke sind heute in den Tessiner Museen zu bewundern.

Die Tessiner Küche ist trotz der starken italienischen Einflüsse eine eigenständige Regionalküche geblieben. Typische Gerichte wie Risotto, Polenta, frisch zubereitete Fische aus den Tessiner Gewässern, verschiedene Käsesorten und im Herbst vor allem Kastanien in verschiedener Zubereitung können in den traditionellen rustikalen Grotti genossen werden. Seit Jahrhunderten wird an den sonnigen Hängen des Tessin Wein angebaut. Produziert werden hauptsächlich hochwertige Rotweine, zu 90 Prozent der aus der Bordeaux-Traube gewonnene Merlot, der in jedem Restaurant oder Grotto im Tessin angeboten wird.