Schloss Linderhof

Auf den Spuren des Bayernkönigs Ludwig II.

Die geheimnisvolle Aura des 1845 geborenen Bayernkönigs Ludwig II. fasziniert noch heute. Da sein Ideal von einem heiligen Königtum von Gottes Gnaden nicht der alltäglichen Wirklichkeit eines konstitutionellen Monarchen entsprach, träumte er sich in eine märchenhafte Gegenwelt, in der er sich als wahrer König fühlen konnte. Die von ihm errichteten Märchenschlösser, darunter Schloss Linderhof mit seiner prachtvollen Parkanlage, zeugen von der unerschöpflichen Phantasie Ludwig II., der am 13. Juni 1886 auf ungeklärte Weise im Starnberger See ums Leben kam.

„Ein ewig Rätsel will ich bleiben mir und anderen“, schrieb König Ludwig II. einst. Zahlreiche Menschen aus aller Welt versuchen seither, dieses Rätsel zu erforschen. Am besten gelingt dies bei einem Besuch eines seiner Schlösser, in diesem Fall Schloss Linderhof. Was erwartet die Besucher, wenn sie den Eingang zum Schlosspark betreten?

Zunächst werden sie von einer König Ludwig II.-Büste willkommen geheißen und passieren dann das historische Parktor und die historische Brücke, ursprünglich Zugang zum Park für Bedienstete und Gäste. Entlang des künstlich angelegten Schwanenweihers führt der Weg zum Marokkanischen Haus, das 1878 auf der Weltausstellung in Paris als Ausstellungspavillon erworben und im Inneren nach den Wünschen von Ludwig II. umgestaltet wurde. Das als nächstes folgende, im ländlichen Stil erbaute Königshäuschen stand bis 1874 an der Stelle des Schlosses. In den unteren Räumen befindet sich heute eine Ausstellung über die Nutzung des Hauses, seine Vorgeschichte und Bedeutung beim Bau von Schloss und Park.

Weiter auf dem Rundweg gelangen Spaziergänger jetzt zum Mittelpunkt der königlichen Anlage: Schloss Linderhof, ein romantisches weißes Schloss mit buchstäblich bewegter Vergangenheit, denn es entstand ursprünglich aus einem hölzernen Forsthäuschen, das der König bereits als Kronprinz mit seinem Vater für Jagdausflüge nutzte. 1869 ließ der König das Forsthaus in das oben genannte Königshäuschen umbauen. Danach entstand in mehreren Bauphasen ein Anbau, der das Königshäuschen schließlich ersetzte. Dieses wurde an seinen heutigen Standort etwa 200 Meter vom Schloss entfernt versetzt und blieb somit in der Nähe – und im Herzen – des Königs, der hier glückliche Stunden verbracht hatte.

Schloss Linderhof ist der einzige größere Schlossbau, dessen Vollendung König Ludwig II. noch erlebte. Der Geist des Königs weht auch heute noch durch die prachtvollen Gemächer. Wie lebte der „Märchenkönig“, welche Ideen hat er im Schloss Linderhof verwirklicht? Antworten auf diese Fragen finden Besucher während des Rundgangs durch das Schloss. Vom Eingangsbereich, dem Vestibül, betreten Besucher das Westliche Gobelinzimmer, dessen goldener Glanz und prächtige Wandbehänge das Auge erfreuen. Im darauf folgenden Gelben Kabinett findet sich unter anderem eine reich verzierte Hängekonsole.

Der Besucher wird dann ins angrenzende Audienzzimmer geführt. Hat König Ludwig II. hier auch seinen Freund, den berühmten Komponisten Richard Wagner empfangen, dem er Zeit seines Lebens unterstützend zur Seite stand? Vielleicht haben die beiden im angrenzenden Lila Kabinett auf den zierlichen Möbeln gesessen und seelenvolle Gespräche geführt? Im Gegensatz zu dem kleinen lilafarbenen Raum ist das königliche Schlafzimmer nebenan riesengroß. Das in königsblauen Samt gehüllte Bett steht auf einem Podest in Richtung eines prunkvollen Saales, an dessen Decke ein großer Kronleuchter erstrahlt. Gegenüber dem Lila Kabinett, befindet sich das Rosa Kabinett, wo Ahnenbilder die Wände schmücken.

Danach gelangen Besucher ins Speisezimmer. Man kann nur erahnen, welche kulinarischen Köstlichkeiten hier einst aufgetischt wurden. Im angrenzenden Blauen Kabinett können kunstvoll bestickte Stoffe und Polstermöbel bewundert werden. Über das Östliche Gobelinzimmer erreicht man nun den Höhepunkt königlicher Herrlichkeit, den Spiegelsaal. Hier endet der Rundgang durch das Schloss.

Wenn König Ludwig II. von seinem Schloss auf den geometrisch angeordneten Gartenbereich blickte, sah er unter anderem ein großes Wasserbecken mit 22 Meter hoher Fontäne, eine vergoldete Figurengruppe und eine 300-jährige Linde. Den Mittelpunkt der dahinter liegenden dreistufigen Terrassenanlage bildet die Büste der Königin Marie Antoinette von Frankreich. Krönender Schluss ist der Venustempel, ein griechischer Rundtempel, in dem sich eine überlebensgroße Venusfigur befindet.

Von hier aus führt der Rundweg weiter zum ältesten Gebäude in der Schlossanlage, der 1684 errichteten Kapelle St. Anna. Über das Ostparterre, einem Gartenbereich mit ornamentalen Blumenrabatten, Steinskulptur, Springbrunnen und einer Steinbüste König Ludwigs XVI. von Frankreich lustwandeln Besucher weiter zum ältesten Gartenteil, dem farbenfrohen Westparterre und zum Neptunbrunnen. Auf den ansteigenden Hängen wurde von der Nordseite des Schlosses aus eine über 30 Stufen fließende Wasserkaskade angelegt, flankiert von Lindenlaubengängen.

An deren Endpunkten symbolisieren Steinfiguren die vier Kontinente. Den obersten Abschluss bildet als nördlicher Aussichtspunkt der hölzerne Musikpavillon, der einen herrlichen Blick über Schloss und Gartenparterre sowie Venustempel und Kuchelberg bietet. Auf dem Rundweg gelangen Besucher nun zur sinnlich-verträumten Venusgrotte, einer künstlichen Tropfsteinhöhle mit See, Wasserfall und vergoldetem Muschelkahn.

Sie wurde nach dem Vorbild des Hörselberges aus der Wagneroper „Tannhäuser“ gestaltet. Hiernach passiert man den Maurischen Kiosk und gelangt dann zur ehemaligen Bauhütte. Am äußersten Zipfel der Parkanlage befindet sich das Verbotene Tor. Dieser Zugang war ausschließlich dem König vorbehalten, eine Holzbrücke führte über die Linder zur Straße nach Ettal.

Vom Tor aus ist es nicht weit bis zum Nachbau der Hundinghütte nach dem Vorbild der Behausung Hundings in der Wagneroper „Walküre“ aus dem „Ring der Nibelungen“, gefolgt von einer Rekonstruktion der Einsiedlerhütte des Gurnemanz. Vorbild hierfür war die Wagneroper „Parsifal“.

An dieser Hütte endet der Rundweg durch die Schlossanlage. Wer möchte, spaziert weiter auf den königlichen Wegen, genießt die Schönheit der Anlage und atmet den Duft längst vergangener Zeiten. Vielleicht schaut der „Kini“ von oben zu, wer weiß. Er hätte bestimmt große Freude an der Begeisterung der Menschen für seine wahr gewordenen Träume.

Öffnungszeiten: März – 15. Oktober: 9 bis 18 Uhr, Okt. – 27. März: 10 bis 16 Uhr, tägl.
außer am 1. Januar, Faschingsdienstag, + 25. sowie 31. Dezember.

    Schloss- und Gartenverwaltung Linderhof

    Linderhof 12, D-82488 Ettal
    Tel.:+49 (0)8822 9203 0
    Infotelefon: +49 (0) 8822 9203 49
    Fax +49 (0)8822 9203 11
    sgvlinderhof@bsv.bayern.de
    www.linderhof.de