Das Allgäu, die Käseküche Deutschlands
Der Milchwirtschaftliche Verein Bayern wurde im Jahr 1887 in Kempten als Stütze der Landwirtschaft gegründet. Der Verein mit seinen verschiedenen Institutionen ist als beispielhafte Selbsthilfeeinrichtung anerkannt. Er gibt durch die systematische Verbesserung der Qualität und Werbeaktivitäten und eine sorgfältige Aus- und Fortbildung des Personals positive Anregungen zur Entwicklung der Milchwirtschaft über die Grenzen von Allgäu und Bayern hinaus. Als Leitgedanken könnte man „Innovation aus Tradition“ nennen. Das Vereinsziel ist die Förderung von Qualität und Absatz von Allgäuer Milchprodukten als oberste Priorität.
In den Institutionen, die vom Milchwirtschaftlichen Zentrum koordiniert werden, finden sich alle Fachbereiche der Milchwirtschaft im Allgäu. Käse ist schon historisch mit dem Allgäu verknüpft. Im Sortiment der modernen Allgäuer Milchwirtschaft findet man Milch, Milchmischgetränke, Molke, Molkenerzeugnisse, Molkepulver, Joghurt, Milchpulver in allen denkbaren Spezifikationen und Lebensmittel auf Milchbasis. Starke Markenartikel spielen dabei im Handel eine wichtige Rolle.
Spitalhof Kempten
Im Bildungs- und Versuchszentrum für Rinderhaltung und Berglandwirtschaft Spitalhof nutzt der Freistaat Bayern auf der Basis eines Kooperationsvertrages die landwirtschaftlichen Einrichtungen des Vereins. Seit 1920 finden am Spitalhof Tierhaltungs- und Melkkurse statt. Schwerpunkte sind Grünlandbewirtschaftung, Fütterung und die Milchgewinnung. Bei der Aus- und Fortbildung wird in den Tierhaltungskursen großer Wert auf eine enge Abstimmung von Unterricht in den medientechnisch ausgestatteten Schulungsräumen und fachpraktischen Übungen gelegt. Der Melkunterricht kann an zwei Melkständen durchgeführt werden. Der Spitalhof wird mit 120 Kühen auf 95 ha Nutzfläche betrieben. Für die Kursteilnehmer stehen Unterbringungsmöglichkeiten im Internat zur Verfügung. Der Spitalhof ist die Hauptversuchsstation für Grünlandversuche in Bayern. Rund 20 Versuchsvorhaben zu Fragen der Grünlandnutzung werden betreut. Schwerpunkte der Forschung sind Pflege und Düngung und die Auswirkungen auf Futterqualität, Pflanzenbestand und Umwelt. Die Ergebnisse werden in verschiedenen Formen an die Praxis weitergegeben.
LVFZ Molkereischule
Seit 2007 werden im Lehr-, Versuchs- und Fachzentrum für Molkereiwirtschaft jährlich in überbetrieblichen Ausbildungskursen rund 300 Auszubildende für Milchtechnologie geschult. Das Zentrum ist eine Organisationseinheit der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft als Kompetenzzentrum für die Aus- und Fortbildung von milchwirtschaftlichem Personal. Diese überbetriebliche Ausbildung ist vorgeschrieben, weil in den spezialisierten Ausbildungsbetrieben nicht alles vermittelt werden kann. Nach erfolgreichem Abschluss eines Kurses ist es möglich, sich an der staatlichen Fachschule für Agrarwirtschaft oder an der Staatlichen Technikerschule für Agrarwirtschaft in der Fachrichtung Milchwirtschaft und Molkereiwesen weiterzubilden. Diese Schulen sind dem Fachzentrum angegliedert.
muva kempten
Die muva kempten GmbH ist als Labor- und Dienstleistungszentrum ein wichtiges Bindeglied im Milchwirtschaftlichen Zentrum Bayern. Die Milchwirtschaftliche Untersuchungs- und Versuchsanstalt Kempten ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen mit einem sehr breitgefächerten Angebot an Qualitätsberatungen und Laboruntersuchungen für die Milch- und Lebensmittelwirtschaft. Die muva kempten GmbH bietet eine langjährige Kompetenz und Flexibilität in allen Belangen der Qualitätssicherung und der Produktentwicklung. Tätigkeitsschwerpunkte sind die Wertschöpfungskette der Milchprodukte in Verbindung mit anderen Lebensmitteln. Die Kundenliste reicht von den führenden Unternehmen der europäischen Milchwirtschaft über Firmen der gesamten Lebensmittelbranche bis hin zu großen Handelsketten.
Geschichte des Allgäuer Emmentalers, geschützte Käsesorte
Der Allgäuer Emmentaler ist ein Beispiel für die historische Entwicklung der Milch- und Käsewirtschaft im Allgäu. Seit dem 18. Jahrhundert wurde im Emmental im Schweizer Kanton Bern ein Hartkäse aus roher Kuhmilch hergestellt. Im Jahr 1821 holte Josef Adolf Stadler zwei Schweizer Sennen nach Weiler im Allgäu. Im Allgäu wurde auch schon lange Hartkäse produziert, aber mit unregelmäßigen Ergebnissen. 1827 wurde im Gunzesrieder Tal mit der kontinuierlichen, ganzjährigen Herstellung mit voller Reifung begonnen. Im Allgäu entstanden immer mehr Dorfsennereien.
Die Milch wurde in einem einfachen technischen Verfahren in einem Käsekessel über offenem Feuer erhitzt und dann weiterverarbeitet. Ab 1840 gab es etliche Allgäuer Käsereien, die einen hochwertigen Käse herstellte, der sich vom echten Emmentaler nicht unterschied. Die Einführung von Gärkellern brachte eine wesentliche Verbesserung der Technologie, und der Käse kam zu seinen typischen Löchern.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs die Milchmenge durch die verbesserte Weidewirtschaft stark an und es entstanden große Käsereien. Hier begann auch die Arbeit des Milchwirtschaftlichen Vereins zur Entwicklung der Milchwirtschaft.
Heute ist der Allgäuer Emmentaler eine „Geschützte Ursprungsbezeichnung“ der Europäischen Union und darf als regionale Spezialität nur in der Allgäuer Region hergestellt werden. Dabei müssen strenge Kriterien in der Fütterung, Milcherzeugung und -verarbeitung und Lagerung erfüllt werden, die regelmäßig überprüft werden. Daneben gibt es noch den „Allgäuer Bergkäse g. U.“ und den „Allgäuer Weißlacker g.U.“ aus guter Allgäuer Milch.
Milchwirtschaftlicher Verein Bayern e.V.
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