Seit 1997 erhält das Museum Hermann Hesse in Montagnola in der Torre Camuzzi, welche zum Komplex der Casa Camuzzi gehört, das Andenken an den Schriftsteller und Maler aufrecht. Es ist mit über 15000 Besuchern jährlich eines der bestbesuchten Museen im Tessin und von Lugano in zehn Minuten (mit Auto oder Bus) zu erreichen.
Hermann Hesses Zeit im Tessin
Hermann Hesse kam 1919, in seinem 42. Lebensjahr, nach Montagnola und fand Unterkunft in der Casa Camuzzi, die zwölf Jahre sein Zuhause bleiben sollte. Hier begann er, nach einer Zeit der Krise, begründet durch die Trennung von der Familie und seine Rolle als Kriegsgegner im 1.Weltkrieg, wieder zu schreiben und entdeckte das Malen als eine Quelle der Ruhe und der stillen Freude.
Er selbst blickt viele Jahre später in der Betrachtung Erinnerung an Klingsors Sommer an diese erste Zeit im Tessin zurück:
„Die glühenden Tage wanderte ich durch die Dörfer und Kastanienwälder, saß auf dem Klappstühlchen und versuchte mit Wasserfarben etwas von dem flutenden Zauber aufzubewahren; die warmen Nächte saß ich bis zu später Stunde in Klingsors Schlösschen und versuchte, etwas erfahrener und besonnener, als ich es mit dem Pinsel konnte, mit Worten das Lied dieses unerhörten Sommers zu singen.“
In der Casa Camuzzi entstanden Klingsors letzter Sommer, Siddhartha, Narziß und Goldmund sowie zahlreiche Gedichte und Erzählungen.
1931 zog Hermann Hesse mit seiner dritten Frau Ninon in ein grosszügig gebautes Haus auf einem schönen Grundstück unweit der Casa Camuzzi. Nach der exzessiven Zeit in den zwanziger Jahren wurde das Leben nun ruhiger.
Quelle der Kraft und der Meditation
Obwohl die Korrespondenz viel Zeit in Anspruch nahm und Hesse mit zunehmendem Erfolg immer häufiger Besucher empfangen musste, fand er Gelegenheit, sich ausgiebig um das große Grundstück zu kümmern. Er pflanzte Weinreben und legte Gemüsebeete an, es blühten Hortensien, Rosen und Sonnenblumen, gegen den Wald hin entstand ein kleines Bambusgehölz.
Die Gartenarbeit wurde für ihn zu einer Quelle der Kraft und der Meditation: „Ich teile meinen Tag zwischen Studio und Gartenarbeit, letztere gilt der Meditation und geistigen Verdauung und wird darum einsam betrieben“ schrieb Hesse 1934 in einem Brief. Doch Hesse fand auch Zeit und Kraft, sich um die vielen Hilfesuchenden, die nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten in Deutschland nach Montagnola reisten, zu kümmern.
1943 erschien Das Glasperlenspiel und 1946 wurde Hermann Hesse mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet. Er starb am 9. August 1962 und wurde auf dem Friedhof der Kirche Sant‘ Abbondio in Gentilino beigesetzt.
Museo Hermann Hesse
Im Hermann Hesse Museum ermöglicht die durchgängig zweisprachige Ausstellung dem Besucher einen individuellen Zugang zum Werk Hermann Hesses. Persönliche Gegenstände sowie zahlreiche Fotos, Bücher und Aquarelle vermitteln einen Eindruck vom Leben des Künstlers.
Vielfältiges Angebot lohnt den Besuch
Thematische Schwerpunkte, zum Beispiel zu Indien oder zur Entstehung des Glasperlenspiels, geben den Besuchern die Möglichkeit, dem Schreibprozess des Schriftstellers nachzuspüren. Auch das vielfältige Programm, mit dem Hermann Hesses Wort lebendig gehalten wird, macht den Ort besonders interessant: Wöchentliche zweisprachige Lesungen, Vorträge, Konferenzen, Diskussionen, Konzerte, Wechselausstellungen und geführte Wanderungen haben das Museum zu einem wichtigen und lebendigen Begegnungszentrum werden lassen, welches von einem internationalen Publikum besucht wird.
Im Museumskino werden Dokumentarfilme in deutscher, italienischer, englischer und französischer Sprache gezeigt und im romantischen Garten, dem Zuhause der Museumsschildkröte „Knulp“, liegen Bücher für die Besucher bereit.
Das Museumscafé Boccadoro bietet eine angenehme und entspannte Atmosphäre. Dort kann man einen Kaffee trinken oder zu Wein und anderen Getränken eine Kleinigkeit essen. Ferner steht den Gästen eine breite Auswahl an Zeitungen, Zeitschriften und Büchern zur Verfügung. Das Café Boccadoro verfügt zudem über einen kostenfreien Internet-Point.
Im Museum und im Café können Anlässe, wie zum Beispiel Lesungen, geführte Wanderungen, Vorträge oder Aperitifs organisiert werden.
Buchtipp: Regina Bucher, Mit Hermann Hesse durchs Tessin, Berlin 2010 (Insel-Taschenbuch)
Hermann Hesse Museum Montagnola – Weitere Informationen
Museum Hermann Hesse
Torre Camuzzi
CH-6926 Montagnola
info@hessemontagnola.ch
Tel. Museum +41 (0)91 993 37 70
Tel. Café Boccadoro
+41 (0)91 993 37 50
Text: Regina Bucher, Fondazione Hermann Hesse Montagnola.
© Fotos Museum: Fondazione Hermann Hesse Montagnola. © Foto Hermann Hesse und Aquarell: Editionsarchiv Volker Michels, Offenbach/Main.