Hammerschmiede

Uraltes Handwerk in Bad Hindelang

Rußgeschwärzte, aus Bruchsteinen gemauerte, Gebäude stehen fast unmittelbar an der Ostrach, deren unerschöpfliche Wasserkräfte die Wasserräder den frühen Waffenschmieden die notwendige Energie lieferten, um die schweren Hämmer, Schleifsteine und Blasebälge anzutreiben. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts standen noch zehn dieser Hammerschmieden entlang der Ostrach, südlich der Orte Hindelang-Bad Oberdorf.

Voraussetzung für ihr Entstehen war der Erzbergbau im Hintersteiner Tal, in dem heute als „Erzberg“ benannten Gebiet. Hinzu kam damals die logische Folgerung, das gewonnene Erz in eigenen „Eisenschmelzen“ zu Eisen zu verarbeiten und damit die Hammerschmieden zu beliefern. So entstand im Tal der Ostrach eine richtige kleine Rüstungsindustrie. Die Produkte der damaligen Waffenschmiede waren wohl nur die in jener Zeit gebräuchlichen Waffen.

In den Raitbüchern der Statthalterei von Innsbruck finden sich heute noch Aufzeichnungen von Waffenlieferungen der Hindelanger Waffenschmiede. In den Jahren 1520 – 1524 wurden insgesamt 19.500 Landsknechtsspieße beliefert, was eine beachtliche industrielle Leistung darstellt. Nach dem im Laufe der Jahrhunderte Spieße und Hellebarden durch die Schusswaffen abgelöst wurden, mussten die Ostrachtaler Waffenschmiede ihre Produktion auf friedlichere Erzeugnisse umstellen. So waren es dann alle Geräte und Werkzeuge, die von den Bergbauern, Holzfällern und Bauhandwerkern gebraucht wurden wie Gabeln, Spaten, Schaufeln, Pickel, Äxte und vieles mehr.

Durch die fortschreitende Technisierung und Motorisierung aller einschlägigen Arbeitsbereiche wurde die Existenzbasis dieses Schmiedehandwerks immer mehr geschmälert. Eine Feueresse nach der anderen erlosch für immer wie auch ein Wasserrad nach dem anderen dem Zahn der Zeit zum Opfer fiel.

Eine Umstellung auf absatzfähige Produkte und einige Modernisierungen der Arbeitsmethoden machten es in jüngerer Zeit wieder möglich, dass die noch übriggebliebene Hammerschmiede mit ihrer Arbeit wieder eine ausreichende Existenz fand und noch heute mit durch Wasserrad angetriebenen Hämmern arbeitet, ganz noch so, wie in den vergangenen Jahrhunderten.

Für besondere Arbeiten setzte man geeignetere Schmiedehämmer und Gebläse mit Blasebälgen ein und die gewaltigen Sandstein-Schleifsteine wurden kaum mehr gebraucht. An ihre Stelle traten Trockenschleifmaschinen. So blieb innen wie außen der romantische Eindruck der traditionellen Arbeitsstätten im Wesentlichen erhalten. Heute stellt man hauptsächlich schmiedeeiserne Bratpfannen her, die, trotz des industriellen Bratpfannenangebotes, ihren Siegeszug durch die Küchen der Welt angetreten haben.

Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 8.30 bis 12.00 und 13.30 bis 16.00 Uhr,
Samstag 8.30 bis 12.00 Uhr.

Hammerschmiede, Franz Scholl

Schmittenweg 17
D-87541 Bad Hindelang
Tel +49(0)8324 1230
mail@hammerschmiede-badoberdorf.de
www.hammerschmiede-badoberdorf.de