Fischerbau in Polling

Mit kulturellem Leben erfüllt

Am 10 Juni 1745 vermerkt der Propst des Augustiner-Chorherrenstifts Polling, Franziskus Töpsl, in seinem Tagebuch folgende Notiz: „Weil es keinen geeigneten Keller für die Aufbewahrung des Bieres gab, … beschloss ich einen neuen Keller für Bier von Grund auf neu zu errichten.“ Er beauftragt dafür den schon damals als Kloster- und Kirchenbaumeister berühmten Johann Michael Fischer.

Eine Gedenktafel an der Münchner Frauenkirche weist ihn als Erbauer von 32 Gotteshäusern und 23 Klöstern aus. Bereits vor Weihnachten 1746 wird die Nutzung aufgenommen. Durch alte Verordnungen, zu denen auch das Reinheitsgebot von 1516 zählte, war die Brauperiode für untergärige Biere auf das Winterhalbjahr beschränkt. Dadurch ergab sich die Notwendigkeit, das Bier für den Sommer gekühlt aufzubewahren.

Da eine künstliche Kühlung im 18. Jh. noch nicht möglich war, wurden über einem Grundriss von 33 mal 19,6 m acht quadratische Gewölbekellerräume angelegt. Als gut isolierendes Baumaterial diente der Tuff aus den Pollinger Steinbrüchen. Über Lüftungsschächte in den 2,40 m starken Außenwänden konnte die kalte Winterluft in die Keller geleitet werden, womit bei gleichzeitigem Luftaustausch die Temperaturabsenkung erreicht wurde. Zusätzlich wurde noch Natureis eingelagert. Die Lagerfässer standen auf einem Pflaster aus Flussfindlingen, das neben der notwendigen Befestigung des Bodens auch die Versickerung des Schmelzwassers gewährleistete. Ein unterirdischer Gang verband den Lagerkeller mit dem Sudhaus der Brauerei auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Das Gebäude oberhalb diente zum Schutz der Keller vor der Sommerhitze und als Lagerraum für Getreide und Brauereigerät. Auch dieser reine Zweckbau vermittelt die Baukunst Fischers, der auch hier seinen hohen Anspruch hinsichtlich stimmiger Proportionen und eines ästhetischen Raumgefühls beweist. Heute wird die einmalige Atmosphäre des Fischerbaus für Ausstellungen und Veranstaltungen genutzt. Konzerte, Lesungen und Kunstausstellungen erfüllen den Fischerbau nach seiner Restaurierung zu Beginn des 21. Jahrhunderts nun mit kulturellem Leben.

Fischerbau

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