Ethnografisches Museum Valle di Muggio

Mehr als ein Museum

Wenn es ein Museum gibt, das seine Besucherinnen und Besucher glücklich zu machen weiß, dann ist es das Muggiotal. Wie vieles Schöne ist es etwas schwierig zu finden – schließlich ist es das südlichste Tal der Schweiz und liebäugelt bereits mit mediterraner Lebensart. Es will mit offenen, neugierigen und auch respektvollen Augen entdeckt werden. Es macht sich etwas rar, was die üblichen touristischen Kon-sumangebote anbelangt. Es will auch etwas Aufmerksamkeit, beansprucht ein wenig Zeit, noch besser Muße.
Wie es sich für ein Tal gehört, wird es von einem Fluss bestimmt, der Breggia. Diese hat zwei Quellen, eine davon im Val della Crotta, ein zauberhaftes Seitental, die andere am Fuße des Monte d’Orimento auf italienischer Seite. Starke Wächter stehen ihm zur Seite: im Westen und Norden der Monte Generoso und der Pizzo della Croce, im Osten der Sasso Gordona und der Monte Bisbino. Gegen Süden verliert sich der Blick in die Poebene.

Wer also sein Herz an eine Gegend verlieren möchte, besucht das Muggiotal. Wer, und damit sind wir beim Museum, sich vom Erfindergeist der Menschen anstecken lassen will, besucht eine der vielen Sehenswürdigkeiten dieses Tales. Das Gemeinschaftsgefühl, der Wille und die Heimatliebe seiner Bewohner können bei uns als Gäste nur tiefen Respekt und Staunen auslösen. Seit annähernd dreißig Jahren haben engagierte Menschen dieses Freilichtmuseum gestaltet. Als Ausgangs- oder Abschlussort ist die „Casa Cantoni“ in Cabbio gedacht. Es dient gewissermaßen als Inhaltsverzeichnis und Nach-schlagewerk gleichzeitig. Die „Casa Cantoni“ ist zudem ein Lernerlebnis erster Güte: die Planer haben es verstanden, durch den Einsatz besonderer Präsentationstechniken, die Sehenswürdigkeiten nicht einfach abzubilden, sondern zu einem Besuch derselben in der Wirklichkeit einzuladen, resp. eine Besonderheit vertieft zu erklären.

Natürlich bietet sich auch dem erd- und kunstgeschichtlich Interessierten eine Vielfalt von Sehenswürdigkeiten zur Besichtigung an. In einigen Ortschaften sind großartige Zeugnisse menschlichen Schaffens zu sehen: der aus einem riesigen Findling gehauene Brunnentrog in Sagno, die im 14. Jahr-hundert von Bonifacio da Modena in Auftrag gegebene Kirche von Castel San Pietro, der aus römischer Zeit stammende Sarkophag in Caneggio oder die Mühle von Ghitello beim Eingang zum Geopark „Gole della Breggia“.

Wasser als Grundlage des Wachstums
Zwischen den beiden Seen Lago di Lugano und Lago di Como gelegen und vom südalpinen Klima begünstigt, müsste das Muggiotal über genügend Wasser verfügen. Eigentlich tut es dies auch, aber es versteckt sich gewissermassen. Der weitaus größere Teil des Tales besteht aus sogenanntem Kieselkalk. Die vielen, wildromantisch anzusehenden Schluchten und Kaskaden der Breggia zeigen, dass das Wasser einerseits schnell abfließt und sich zudem in unzähligen unterirdischen Kammern, Flussläufen und Seen sammelt. Das Resultat ist ein oftmals akuter Wassermangel auf dem gut ein Dutzend Alpwirtschaften und den knapp zwanzig Orten des Tales.

Wo ein Wille ist, da ist ein Weg
Mensch und Tier sind gleichermaßen davon abhängig, möglichst unabhängig von Wetter und Jahreszeit Wasser schöpfen zu können. Noch bis vor kurzem musste zusätzlich noch das Problem der möglichst nachhaltigen, also entweder trockenen oder gleichmäßig kühlen Lagerung von Lebensmitteln, beispiels-weise Milch, gelöst werden. Um dies zu gewährleisten, haben die Menschen des Valle di Muggio Lagermethoden aus der Umgebung übernommen, aber auch einzigartige, nur hier anzutreffende Lösungen gefunden.

Erfahrung und Erfindergeist
Die Menschen des Mendrisiotto waren gezwungen, sich den Gegebenheiten der Natur zu stellen und sich diese nutzbar zu machen. Verschiedene, gut markierte Lehrpfade führen uns zu eindrücklichen Zeugnissen menschlichen Schaffens im Einklang mit der natürlichen Umgebung. Fast jedes Haus besaß eine ausgeklügelte, tief in den Boden gegrabene Zisterne, in welcher das Regenwasser gesammelt wurde. Jede größere Siedlung verfügte über mindestens einen Brunnen, teilweise mit getrennten Trögen. Wasser war Allgemeingut, das sorgfältig behandelt und verteilt wurde. Die Abhängigkeit von gutem Wasser festigte die Dorfgemeinschaft. Auf der gesamten Länge des Flusslaufes mit seinen etwas über 1000 Metern Gefälle waren Mühlen in Betrieb. Eine davon, die Mulino di Bruzella, ist wunderschön restauriert worden und öffentlich zugänglich. Abenteuerlich anzusehende, meisterhaft gebaute Steinbrücken überqueren die Schluchten und auf den Alpen finden sich die sogenannnten «Bolle», für die Tiere angefertigte kleine Teiche.

Das Museum ist nicht hier!
So wird man in der «Casa Cantoni» begrüßt. Es ist auch nicht in diesem Reiseführer zu finden. Entdecken Sie, wo im Val della Crotta einst die Kohlenmeiler motteten. Finden Sie die «Graa» in Cabbio. Machen Sie sich auf die Suche nach einem Schneehaus (wo selbst im Sommer die Milch kühl gelagert werden konnte), einer «Nevera». Beginnen Sie Ihre Expedition entweder in Cabbio, da sind Sie schon mitten im Museum, oder in Mendrisio auf dem Tourismusbüro, wo Sie sich mit einer der vielen, sehr schön gestalteten Dokumentationen einen Einblick verschaffen.

Die wichtigsten Infos in Kürze
Anreise: Mit dem Postauto erreicht man die wichtigsten Orte beidseits des Tales von Mendrisio aus (umsteigen in Morbio Superiore). Mit dem Auto gelangt man von Mendrisio über Castel San Pietro ins Muggiotal (gut ausgeschildert).

Mulino di Bruzella:
Von April bis Oktober kann sie immer am Donnerstag und jeden dritten Sonntag im Monat von 14–16.30 Uhr in Betrieb besichtigt werden. Die Mühle führt auch einen kleinen Shop.

Casa Cantoni:
Das Informationszentrum ist von April bis Oktober, jeweils von 14–17 Uhr geöffnet, am Montag geschlossen. Nebst der Einführung und der Vertiefung in das Muggiotal beherbergt das Museum wechselnde Ausstellungen. Auch ein kleiner Shop gehört dazu.

Besichtigungen:
Die Museumsleitung organisiert geführte Wanderungen zu den Sehenswürdigkeiten des Tales. Auf diesen Führungen können auch regionale Produkte direkt bei den Produzenten degustiert werden. Die Wanderungen werden in einem jährlichen Kalender publiziert. Auskunft in der Casa Cantoni oder auf dem Tourist Office in Mendrisio.

Museo etnograficodella Valle di Muggio
Casa Cantoni
CH-6838 Cabbio
Tel. +41 (0)91 690 20 38
info@mevm.ch
www.mevm.ch


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