Vor fast 2000 Jahren erbauten die Römer die einzige kaiserliche Staatsstraße über die Alpen – die Via Claudia Augusta. Die Straße zwischen der Stadt Altinum nahe Venedig bis nach Donauwörth war jahrhundertelang die wichtigste Verbindung zwischen dem römischen Mutterland und den reichen Provinzen im Norden. Heute ist es gar eine europäische Kulturachse von der Adria bis zur Donau, die Menschen und Kulturen verbindet.
Angelegt wurde die Straße im Jahr 15 v. Chr. von Drusus, dem Adoptivsohn des Kaisers Augustus. Die sechs bis acht Meter breite Trasse konnte 46/47 n. Chr. unter seinem Sohn Kaiser Claudius, nach dem sie benannt wurde, fertiggestellt werden. Die Straße kommt auf eine Gesamtlänge von 350 römischen Meilen, was ca. 700 Kilometern entspricht. Es war eine „via glarea strata“, die aus gestampfter Erde mit Sandstreuung bestand. Wahrscheinlich hatte sie große Ähnlichkeit mit unseren heutigen Feldwegen, verlief aber auf einer Dammanlage. An manchen Stellen ist auch heute noch die hohe Kunst des römischen Straßenbaus zu erkennen. Fuhrwerke haben auf ihrem Weg bis heute sichtbare Spuren hinterlassen. Zwei Meilensteine sind als grundlegende Zeugnisse erhalten geblieben.
Reisende konnten unterwegs in Straßenstationen, den Mansiones, die Wagen einstellen, Pferde wechseln und nächtigen. Vielerorts lockte sogar eine kleine Therme. Entlang des Weges entstanden Herbergen und Tavernen.
Heute ist die Via Claudia eine sehr beliebte Radroute, kann aber natürlich auch zu Fuß, mit dem Auto oder dem Motorrad erkundet werden. Mit dem Fahrrad lässt sich der Weg besonders intensiv genießen. Entlang von Kirchen und Klöstern, kleinen Orten und großen Städten und durch eine beeindruckende Natur lädt der Fahrradweg zum Erkunden ein. Eine einheitliche Beschilderung sorgt für unkompliziertes Reisen. Dreisprachige Thementafeln weisen auf lokale Besonderheiten und Spuren der Römer hin.
Via Claudia – das bedeutet 2000 Jahre Gastlichkeit, von der heute Autofahrer, Busreisende und Camper, Radfahr-Abenteurer und Fernwanderer gleichermaßen profitieren.
Füssen
Erste Station der Via Claudia in Schwaben ist Füssen, Bayerns höchstgelegene Stadt. Die historische Altstadt wird geprägt von sehenswerten Baudenkmälern und Kunstschätzen. Über die Lechbrücke südlich der Füssener Altstadt gelangt man in die malerische Stadt. Die heutige Reichenstraße liegt direkt auf der römischen Trasse. Wo heute das “Hohe Schloss” thront, befand sich einst das Römerkastell. Ab dem Lechfall vor Füssen war der Lech floßbar, was die Römer nutzten, um Lasten zu transportieren.
Schwangau
Im wenige Kilometer entfernten Schwangau ist ein Abstecher zu den Ausgrabungen von Teilen einer römischen Villa Rustica am Parkplatz der Tegelbergbahn lohnenswert. Das Badehaus ist ein eindrucksvolles Denkmal antiker Bautechnik.
Rieden am Forggensee
Wenn im Frühjahr der Wasserspiegel abgesenkt ist, kann man am Seegrund auf der Römerstraße wandern. Der malerische Uferweg ist einer der schönsten Abschnitte der Radroute und Fernwanderroute Via Claudia Augusta.
Roßhaupten
In Roßhaupten gibt es ein Infozentrum über die bayerische Via Claudia Augusta. Östlich des Museums liegt ein Kunstpark, der der Römerstraße gewidmet ist. Die historische Route befindet sich parallel zum Lech.
Lechbruck am See
Historiker führen die Entstehung Lechbrucks auf eine Brücke zurück, die -an derselben Stelle wie eine heutige Brücke – schon von den Römern gebaut worden sei. Lechbruck kann auf eine alte Flößertradition auf dem Lech zurückblicken. Über den Fluss wurde wahrscheinlich bereits das römische Heer mit Holz versorgt.
Bernbeuren am Auerberg
Am Auerberg befand sich eine römische Handwerksiedlung, in der unter anderen Bauteile für römische Katapulte gefertigt wurden. Vom Auerbergmuseum im Ort führt ein Erlebnisweg auf den Ausblickberg.
Burggen
Burggen bieten eine herrliche Sicht auf die Litzauer Lechschleife. Über die Römerstraße kommt man zu einem Reihengräberfund aus dem 7. Jahrhundert.
Peiting
In Peiting ist die Villa Rustica sehenswert. Es handelt sich um ein in Deutschland seltenes Atriumhaus, das ab Mitte 2. Jahrhundert bis ins 4. Jahrhundert hinein bewohnt war.
Schongau
In Schongau hat es zu Zeiten der Römer einen Übergang über den Lech gegeben. Im Stadtgebiet fanden zudem weitere Spuren römischer Besiedlung. Funde aus der römischen Epoche der Stadt und der Region sind im Stadtmuseum Schongau untergebracht.
Altenstadt
Die Römerstraße führte einst durch Altenstadt, der Urpfarre von Schongau, mit Romanischer Gewölbebasilika und einem Via-ClaudiaAugusta-Platz mit nachgebauter Römerstraße. „Altenstadt“ entstand aus der römischen Siedlung „Esconova“ und ist die Vorgängersiedlung von Schongau.
Hohenfurch
Nun verlässt man den Pfaffenwinkel, das Land der „Bauern, Künstler und Mönche“. Das herrliche Alpenpanorama sorgt für Kurzweil. Bereits 15. v. Chr. entstand in Hohenfurch eine Ursiedlung der Römer. An Kinsau vorbei gelangt man nach Unterdießen. Durch das idyllische Fuchstal fährt man Richtung Epfach.

Epfach
In Epfach befand sich einst das römische Kastell Abodiacum. Es liegt am Lorenzberg, auf einer Halbinsel in der Lechschleife. Der einstige römische Militärstützpunkt war wichtiger Knotenpunkt zweier Römerstraßen. Ein kleines Römermuseum informiert über die Geschichte. Auf den angrenzenden Hügeln sind zahlreiche Spuren der vor- und nachrömischen Siedlungsgeschichte zu entdecken.
Landsberg am Lech
Landsberg am Lech beeindruckt mit historischem Flair und seiner Lage am Lech. Von Osten her betritt man die Altstadt durch das gotische Bayertor, das als schönstes gotisches Stadttor Oberbayerns gilt. Über 500 Baudenkmäler laden den Besucher ein zu einer Zeitreise mit unvergleichlicher Atmosphäre. Die Altstadt liegt nicht direkt an der Via Claudia Augusta, sondern vielmehr an der Salzstraße, die dort den Lech und die Römerstraße von Ost nach West quert. Die beiden großen Salzstädel, in denen das sog. weiße Gold gelagert wurde, erinnern noch heute an diese Blütezeit.
Graben (Lechfeld)
In Graben ist die Via Claudia aufgrund ihrer Geradlinigkeit deutlich sichtbar. Der Ortsname geht wahrscheinlich auf einen Bezug zur römischen Fernwasserleitung zurück, welche zur Versorgung von Augsburg errichtet wurde. An Kleinatingen vorbei fährt man nun auf einem gut befestigten Schotterweg Richtung Oberottmarshausen.
Oberottmarshausen
Oberottmarshausen ist eine beschauliche Gemeinde im Süden des Landkreises Augsburg. Am Rande des Städtischen Friedhofs brachten Ausgrabungen die Fundamente eines öffentlichen römischen Bades und eines Gutshofs, einer villa rustica, zutage.
Königsbrunn
Auf einem Damm geht es nach Königsbrunn, der größten Stadt im Landkreis Augsburg. Ausgrabungen im den 1990er-Jahren ergaben Überreste römischer Gebäude. Vom Rathaus läuft die Via Claudia in südliche Richtung. In manchen Gärten sind Bruchteile der Römerstraße sichtbar. Von Königsbrunn geht die Via Claudia fast schnurgerade nach Augsburg.

Augsburg
Nach dem Alpenfeldzug 15 v. Chr. richteten Drusus und Tiberius, die Söhne von Kaiser Augustus, im nördlichen Stadtteil Oberhausen ein Militärlager ein. Es war der Grundstein für Augusta Vindelicum, der späteren Hauptstadt der Provinz Rätien. Augsburg zählt somit zu den ältesten Städten Deutschlands. In Augsburg gibt es ein Römisches Museum mit prähistorischen und römischen Funden aus der Umgebung.
Gersthofen
Gersthofen grenzt unmittelbar an den nördlichen Stadtrand von Augsburg. Am Ortseingang ist der Verlauf der Via Claudia über mehrere hundert Meter gesichert. Hier findet sich auch ein kleines Denkmal wieder. Beim Bau der St. Jakobuskirche aus em Jahr 1854 wurden mehrere Bruchstücke aus römischen Zeiten gefunden.
Langweid am Lech
In Langweid ist der Verlauf der Via Claudia heute nur noch schwer nachvollziehbar. Für die größtenteils zerstörte Trasse ist wahrscheinlich der Lech verantwortlich, der sie beschädigt hat. Aufgrund von archäologischen Funden geht man heute dennoch von einer Lage an der Via Claudia aus.
Meitingen
Im heutigen Markt Meitingen konnte in der Ostendorfer Filialkirche ein „Römerstein“ ausfindig gemacht werden. Dieser weist darauf hin, dass dort zu Zeiten der Römer wohl ein römischer Gutshof vorhanden war. Fund weist auf die ersten Besiedlungen ebenso hin wie die nachweisbaren Brandgräber mit Beigaben in Form von Tongefäßen, Goldmünzen und Hausgeräten.

Mertingen
Mertingen ist eine kleine Gemeinde in der Planungsregion Augsburg. In Zeiten von Kaiser Claudius (1. Jahrhundert nach Christus) diente ein frühkaiserliches Kastell als Unterkunft für 500 Männer. Als sich die Römer Mitte des 5. Jahrhunderts zurückzogen, besiedelten die Alamannen das Land.
Donauwörth
Donauwörth liegt am Zusammenfluss von Donau und Wörnitz. Hier endet die Via Claudia. Überreste römischer Villen und Gutshöfe belegen die Zugehörigkeit zum Römischen Reich. Eine dort gefundene römische Wagenaufhängung deutet auf die Lage des römischen Donauübergangs hin. Ein römischer Friedhof konnte ebenfalls nachgewiesen werden.
Wichtige Adressen und Telefonnummern
Via Claudia Augusta Transnational EWIV
D-87629 Füssen
info@viaclaudia.org
www.viaclaudia.org
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