Das Tänzelfest in Kaufbeuren

Das älteste Kinderfest Bayerns –
Kinder spielen die Geschichte ihrer Stadt

Das Tänzelfest in Kaufbeuren ist nicht nur das älteste Kinderfest Bayerns, es ist ein Fest für die ganze Familie. Tradition wird hier über Generationen hinweg weitergegeben und nur wer das Fest und seine besondere Atmosphäre selbst erlebt hat, kann erahnen, wie tief verwurzelt die Kaufbeurer mit ihrer Geschichte und ihrem Tänzelfest sind.

Die Gründung des Festes liegt im Dunkeln der Vergangenheit. Erstmals schriftlich erwähnt wurde es im Jahre 1567. Damals hat ein Schullehrer die Feier auf ganze 10 statt auf drei Tage ausgedehnt und wurde deshalb zu Gefängnis verurteilt. Geschichtsforscher vermuten, dass sich das Kinderfest aus den Zunftfesten, den sog. Dinzel- oder Tänzeltagen entwickelt hat. Bereits zu Zeiten Kaiser Maximilians I (1459 – 1519) wurden die Dinzeltage„seit alters her“ gefeiert und manchmal sogar für ein Jahr wegen zu üblen Treibens verboten.

Heute steht das Tänzelfest unter dem Motto „Kinder spielen die Geschichte ihrer Stadt“. Wenn 1.650 Kinder in ihren historischen Kostümen als bunter Geschichtsreigen durch die Stadt ziehen, dann nehmen sie die Besucher mit durch viele Jahrhunderte ihrer Stadt Kaufbeuren.

Schon bei der Eröffnung, jeweils Donnerstag vor den Haupttagen, wird durch Spiel, Tanz und viel Musik auf das Fest eingestimmt. Und seit Jahren gibt es immer wieder ein neues Thema. Da war der Herold des König Rudolf und hat Kaufbeuren das Marktrecht gebracht; da hat die Tänzelfest-Knabenkapelle Geburtstag gefeiert und alle großen Figuren des Festes haben gratuliert; da durfte endlich einmal die Kaiserin Bianca von ihren Problemen mit dem kaiserlichen Gatten sprechen; da hatten die kleinen Räte der Stadt ihre liebe Not, dem Kaiser einen gebührenden Empfang zu bereiten oder die Kinder von heute trafen auf Buronia, den Schutzgeist der Stadt und die Kinder einer fernen Vergangenheit.

Viele dieser Eröffnungen wurden im Tänzelfest-Rondell gefeiert. Sogar Kaufbeurens Partnerstädte Ferrara (Italien) und Sombathely (Ungarn) waren mit eigenen Darbietungen zu Besuch. Das Fest für die Erwachsenen, das Lagerleben wurde 199o ins Leben gerufen und erfreut sich besonderer Beliebtheit. Freitag- und Samstagabend können sie ins Mittelalter eintauchen und Ritter, edle Damen, Vagabunden und Bettler erleben. Lauschige Ecken, fantasievolle Brotzeiten, der Geruch des Feuers, das Dröhnen der Trommeln und Fanfaren, Lustbarkeiten, ob in der Badstube oder beim fröhlichen Tanze, all das lässt das Lagerleben mit allen Sinnen genießen. In romantischen Hinterhöfen und versteckten Winkeln unserer wunderschönen Altstadt wird der Besucher in die Vergangenheit versetzt, mal laut, mal leise – ganz nach seinem Geschmack.

Am Samstag findet im Festzelt der traditionelle Bieranstich statt. Ein stattlicher Zug von Schützen- und Trachtenvereinen aus unserer Stadt und der Umgebung, zieht vom Rathaus zum Festplatz. Viele Musikkapellen und prachtvolle Gespanne ergeben ein stimmungsvolles Bild.

Beim Häfelesmarkt am Samstag/Sonntag und Montagvormittag sind die Tänzelfestkinder mit Leib und Seele begeistert dabei. Dürfen sie hier so manches ausprobieren, das für Kinder der heutigen Generation schon nicht mehr alltäglich ist. Ob das der Brotteig oder die Wurstmasse, das Leder der Gerber oder die Farbe beim Färberstand ist. Ganz besonders begehrt ist der Schmiede-Stand und der Stand der Münze, bei dem richtig draufgehauen werden darf und der Wochenmarkt, bei dem lautstark verkauft wird. Weber, Bäcker, Metzger, Schmiede, Brauer, Töpfer, sie alle werden ermahnt vom Marktmeister der um 10 Uhr den Markt eröffnet. Und natürlich freuen sich die kleinen Handwerker besonders über ganz viel kauflustiges Publikum.

Sonntag und Montag können die Besucher um 13.3o Uhr den Einzug Kaiser Maximilian I mit seinem Gefolge vor dem Rathaus miterleben. Mit Glockengeläut zieht Seine Majestät auf einem prächtigen Pferd in seine „vielliebe“ Stadt ein und nimmt vor dem Rathaus den Treueeid seiner Bürger und die Geschenke der Zünfte entgegen. Mit diesem Einzug wird einer der 14 Besuche Kaiser Maximilians I in der Reichsstadt Kaufbeuren nachgestellt. Alle dargestellten Personen sind historisch belegt.

Anschließend beginnt der große Festzug, bei dem 1.650 Kinder in stilreinen Kostümen, 35 geschmückten Festwagen und 150 Pferden durch die Stadt ziehen. Der Festzug gibt einen Überblick über die Stadtgeschichte von der Karolingerzeit bis ins 2o. Jahrhundert. Erleben muss man die Begeisterung der Kinder, mit der sie ihre Rolle spielen. Ob als Kaiserin, als Hofdame, als Nonne oder schwedischer Landsknecht, als Fähnrich zu Pferde, als Kettenpanzer oder als kleiner Bürgerbub, der seiner Schwabenliesl den Kranz tragen hilft.

Und es macht auch gar nichts, wenn die kleinen Biedermeierkinder manchmal auf der Kutsche mitten im Winken einschlafen. Es hat ihnen trotzdem gefallen. Danach können die Besucher auf dem Tanzplatz des Tänzelfestrondells noch die historischen Tänze der Kinder bewundern. Mit viel Trainingsfleiß und Freude werden monatelang die Tänze einstudiert. Von den kleinen Bürgerkindern aus der ersten Grundschulklasse bis hin zu den Abschlussklassen der Gymnasien und Realschulen üben die jungen Tänzer die schwierigen Schritte ein.

Den jeweiligen Abschluss der beiden Haupttage bildet der große Zapfenstreich, der von der Tänzelfestknabenkapelle jeweils um 21 Uhr vor dem Rathaus gespielt wird. Kaum eine Gruppe des Festes ist so oft im Einsatz wie die Tänzelfestknabenkapelle. Ob bei der Eröffnung, beim Gottesdienst am Sonntag, beim Umzug Sonntag und Montag, beim Fahnenschwingen, bei den Tänzen im Rondell oder eben beim Zapfenstreich, immer sind die Jungs dabei.

Die Kapelle wurde 1867 gegründet und umfasst ca. 80 Musiker zwischen 10 und 20 Jahren. Ihre schmucken Uniformen sind der Kaufbeurer Bürgerwehr von 1850 nachgeschneidert. Der Tänzelfestverein ist sehr stolz auf seine „Buben“, denn auch bei Auftritten im In- und Ausland konnte die Kapelle das Publikum durch musikalische Leistung überzeugen.

Doch was wäre ein Fest dieser Größenordnung ohne Rummelplatz und Festzelt. Seit über 50 Jahren verwöhnt der Festzeltbetrieb Römersperger-Richter die Gäste mit zünftigen Brotzeiten und einer kühlen Maß Bier. Die Abende im Zelt werden von namhaften Kapellen gestaltet. Viele Fahrgeschäfte, wild oder gemütlich, erfüllen die Wünsche der Besucher. Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, Fischsemmeln, Bratwürste und das Kinderkarusell für die Allerkleinsten dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Der Abschluss des Festes wird durch ein großes Feuerwerk verkündet. Am letzten Sonntag können die Besucher über die glitzernden Sterne, die sich am Nachthimmel entladen, die glänzenden Fontänen, die mit langen Fingern Richtung Erde greifen und die bunten geheimnisvollen Blüten, die laut krachend in die Nacht bersten, freuen.

Und manch einer wird sagen: „Schade, dass das Fest schon vorbei ist.“ Die Verantwortlichen laden die Besucher herzlich ein, mit den Kaufbeurer Kindern, vielen jungen Musikanten, kleinen Tänzern und Schauspielern ein fröhliches und stimmungsvolles Fest zu feiern. Ein Fest, das Geschichte bewahrt, sie aber lebendig, farbig und mit Herz weitergibt.

Tänzelfestverein e.V. Kaufbeuren

Spitaltor 5, 87600 Kaufbeuren
Tel. +49 (0)8341 28 28
Fax +49 (0)8341 10 11 78
info@taenzelfest.de
www.taenzelfest.de http://www.taenzelfest.de

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