Italienische Exklave mit Sonderstatus
Das Städtchen Campione am Ostufer des Luganer Sees in Sichtweite von Lugano ist eine italienische Exklave in der Schweiz. Es erstreckt sich über ca. zwei Quadratkilometer und hat etwa 2100 Einwohner. Durch den Luganer See und Berge ist die Stadt von Italien getrennt. Die Bürger erhalten ihren Lohn in Schweizer Franken, sind aber in Italien wahlberechtigt.

Campione nimmt aufgrund dieses Doppellebens mit recht komplizierten italienisch-schweizerischen Regelungen eine Sonderstellung ein, die es als Steueroase für Prominente wie den deutschen Schauspieler Mario Adorf attraktiv macht. Es ist bequem mit dem Schiff oder mit dem Auto über den Damm von Melide zu erreichen. Bei Touristen sehr beliebt sind die Seepromenade mit prachtvollen Ausblicken, die schönen alten Bürgerhäuser und das Casino mit seinem Veranstaltungsprogramm auf hohem Niveau. Neben vielen Sehenswürdigkeiten hat die Stadt auch zahlreiche Sport- und Ausflugsmöglichkeiten zu bieten. Eine Besonderheit ist der Tennis Club Campione, der Mitglied in der schweizerischen und italienischen Tennis-Föderation ist.

Kurzer Blick ins Geschichtsbuch
Der besondere Status von Campione besteht seit dem Jahr 777. Damals vermachte der langobardische Kaufmann Totone seine Güter in Campione dem Kloster Sant’Ambrogio in Mailand. In dessen Besitz blieb es bis 1797. Im Mittelalter war der Ort wegen seiner Kunsthandwerker, den Maestri Campionesi, weithin bekannt: Steinmetze, Bildhauer, Maler und Architekten. 1797 hob Napoleon sämtliche Kirchengüter auf und gliederte Campione in die neugeschaffene Cisalpine Republik ein. Verschiedene Bemühungen im 19.Jahrhundert, den Ort in den Kanton Tessin zu integrieren, schlugen fehl. 1861 wurde Campione Teil des Königreichs bzw. der Republik Italien.

In vorindustrieller Zeit lebten die Bewohner von Rebbau, Viehzucht, Fischfang und der Herstellung von Olivenöl. Viele Steinmetze aus Campione waren vor allem in Norditalien tätig. In den letzten Jahrzehnten erlebte die Stadt durch den wachsenden Tourismus einen spürbaren Aufschwung. Von großer Bedeutung war hierbei die Eröffnung des Spielkasinos 1933, das viele neue Arbeitsplätze geschaffen hat. Die Wiedereröffnung 1945 war Anlass eines Streits zwischen Italien und der Schweiz, die aus Angst vor Kapitalabfluss den Zugang zu Campione sperrte. Durch die Einigung auf Einschränkungen für Schweizer Bürger in den Spielsälen wurde der Konflikt gelöst.

Sehenswürdigkeiten
Oratorium St. Peter
Die kleine Kirche Oratorium St. Peter aus dem 8. Jahrhundert am Eingang des historischen Zentrums ist eines der ältesten Kulturdenkmäler in Campione. 1994-1998 wurden unter der Leitung des Architekten D.Banaudi umfangreiche Restaurierungen des im Mittelalter erweiterten Baus durchgeführt. Der Innenraum mit nur einem Schiff und einem Kreuzgewölbe enthält wundervolle Fresken aus verschiedenen Jahrhunderten.
Wallfahrtskirche Unserer Lieben Madonna von Ghirli
Ein prunkvoller doppelter Treppenaufgang führt zur größten und bedeutendsten Kirche in Campione, S.Maria dei Ghirli. Bereits im 8.Jahrhundert erwähnt, erhielt sie ihre heutige Form im 14. Jahrhundert. Der Innenraum ist in drei Schiffe und einen halbkreisförmigen Chor aufgeteilt, das Tonnengewölbe wird von ionischen Säulen gestützt. Der ganze Innenraum entzückt Besucher durch die reiche Ausschmückung. Flachreliefs aus Marmor der Renaissancezeit, barocke Heiligenfiguren aus Stuck und Fresken von beeindruckender Qualität sind neben wertvollen Gemälden zu bewundern. Der in Campione geborene Künstler Isodoro Bianchi aus dem 17.Jahrhundert hat maßgeblichen Anteil am heutigen wundervollen Erscheinungsbild der berühmten Wallfahrtskirche.

Städtische Galerie in der alten Pfarrei St. Zeno
Die städtische Kunstgalerie in der alten Pfarrei St. Zeno bietet ein reichhaltiges Programm an Ausstellungen und kulturellen Veranstaltungen. Bereits im 8.Jahrhundert erwähnt, diente St.Zeno bis in die 1950er Jahre als Pfarrkirche. Durch den Bau der neuen Pfarrkirche konnte das Gebäude als städtisches Museum eingerichtet werden, das eine ständige Ausstellung von Skulpturen von Campioner Meistern aus dem 14. und 15.Jahrhundert zeigt.
Pfarrkirche St. Zeno
Die 1967 geweihte neue Pfarrkirche mit ihrem Glockenturm steht eindrucksvoll auf einem Hügel über der Stadt. Sie ist in der Form eines Schiffes gebaut. Der Innenraum ist mit einem großen Kruzifix von Giannino Castiglioni, dem alten Taufbecken von 1574, Tafeln der Kreuzwegstationen von Giovanni Hajnal und zwei bedeutenden Glasmalereien von Aldo Carpi kunstvoll ausgestattet.
Museum der Pfarrkirche
Im Museum neben der unteren Kirche der Pfarrei können Besucher sich einen Eindruck von der Geschichte Campiones verschaffen. In Vitrinen sind kunstvolle Gefäße, Gewänder und historische Dokumente ausgestellt.
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